Dein Kind ist dein Spiegel

Dein Kind ist dein Spiegel: Eine Reise zur Selbstreflexion in der Elternschaft

Als ich diesen Satz verstanden habe, waren meine Kinder leider schon “aus dem Gröbsten draußen”, wie man so schön sagt. Es wäre wirklich wünschenswert gewesen, wenn ich das kapiert hätte, als meine kleinere Tochter etwa zwei Jahre alt war. Stier im Sternzeichen und extrem willensstark. Wir waren gerade auf Urlaub in Kärnten mit sehr guten Freunden und ihren Kindern. Unsere kleine Madame “spinnert” bis zum geht nicht mehr, ich permanent in Rage und extremst genervt. Schöner entspannter Urlaub adé. Eines schönen Tages marschieren wir zu einem Wasserfall, wo man sich sogar darunterstellen konnte. Das habe ich gemacht, es war eiskalt und dank des rauschenden Wassers konnte man mich nicht schreien hören. Ich glaube, ich habe in diesem Moment all meine Wut, meinen Zorn und Ärger rausgelassen. Damals habe ich nicht verstanden, dass es hauptsächlich an mir lag, warum die Kleine so wütend und zornig war. Ich ging in die nächste Apotheke und besorgte Bachblütentropfen um das Kind zu beruhigen. Ja genau, das Kind, nicht mich. All die Jahre später wurde mir bewusst, dass meine Jüngere mich 1:1 gespiegelt hatte und wollte mir aufzeigen, was bei mir schief läuft und woran ich hätte arbeiten sollen. Darum ein lieber Rat an dieser Stelle:

Dein Kind ist dein Spiegel…

Was immer du tust, dein Kind reagiert darauf, manchmal kann das ein bisschen zeitverzögert stattfinden, aber eine Reaktion ist sicher. Was bedeutet das jetzt genau, fragst du dich vielleicht. Nehmen wir an, du hast in der Früh den Wecker überhört und bist zu spät dran, du hast ein wichtiges Meeting und der Chef ist nicht gerade tolerant, was Unpünktlichkeit betrifft. Dass du verschlafen hast, liegt daran, dass dein Kind in der Nacht sehr unruhig war und du mehrmals aufstehen musstest. Am Abend zuvor, das muss hier hinzugefügt werden, warst du schon sehr unleidlich und angespannt, weil deine Präsentation nicht rechtzeitig fertig geworden ist und dein lieber Computer auch nicht so wollte, wie du. Also alles in allem, war der Vorabendschon ein Drahtseilakt. Aber das Kind war dann doch endlich im Bett, die Präsentation am letzten Drücker am PC richtig abgespeichert, und du warst der Meinung, dir deinen Schlaf so richtig verdient zu haben. Da kommen plötzlich unruhige Muckser aus dem Kinderzimmer. Okay, dein Kind darf zu dir ins Bett und schläft ein, du hast abwechselnd seine Beine und Hände im Gesicht und wirst im Nacken angekeucht. Also kurzum, deine Nacht ist quasi gelaufen, aber anstatt gleich aufzustehen, versuchst du zu dösen und schläfst dann doch irgendwann völlig erschöpft und entnervt ein. Dann die Sache mit dem Wecker. Als du realisierst, dass es schon wirklich kurz vor “ich muss aus dem Haus” ist, wachst du auf und bist geschockt. Dein Automatismus lässt dich blitzschnell anziehen und waschen, dann das Kind aufwecken. Aber es scheint den Schlaf der Gerechten zu schlafen und lässt sich nur nach fünfminütigem Kitzeln, sanftem Schubsen, Ansprechen und mehrmaligem schwachem Rütteln endlich aus dem Polster heben. Du ziehst es an, obwohl es alle Kraft der Welt dagegen aufbringt, und versuchst mit allen Überredungskünsten, die du dir angeeignet hast, zu locken, doch ein bisschen mitzuhelfen. Irgendwie und natürlich mit Verspätung sitzt ihr endlich im Auto und macht euch auf den Weg zum Kindergarten. Klar, dass die Straßen vollkommen verstopft sind und du keinen Parkplatz vor der Einrichtung bekommst. So rasch es geht, schiebst du das Kind bei der Tür hinein, verabschiedest dich kurz und musst dann doch müde lächeln, als dein Kind dich zum Abschied kurz drückt und dir “ich hab dich lieb Mama” sagt.

Dein Kind nimmt es dir nicht übel, dass du es aus den schönsten Träumen geholt hast und es widerwillig in die Kleidung hineingesteckt hast, auch nicht, dass es ohne Frühstück aus dem Haus musste und du beim Autofahren geschimpft hast wie ein Rohrspatz. Plötzlich fällt alle Anspannung von dir ab, und du drückst dein Kind nochmal ganz fest und schaffst es mit einer kleinen Verzögerung, die du auf den Morgenverkehr schieben kannst, ins Büro und meisterst deine Präsentation mit Bravur. Wozu also die ganze Hektik und Aufregung? Warum war dein Kind in der Nacht unruhig und wollte partout nicht aus dem Bett? Alles, was sich bei dir in Panik umgesetzt hat, hat dein Kind in Ruhe und Entspannung umgewandelt. In jedem Fall hast du, und nur du selbst, die Macht zu überlegen, wie du mit der jeweiligen Situation umgehen willst. Noch mehr Panik und Stress führt vermutlich zu noch mehr Resistenz bei deinem Kind und noch größerem Widerwillen, das zu tun, was du von ihm möchtest. Hättest du mal tief durchgeatmet und dich ruhig zu deinem Kind gesetzt, es liebevoll geweckt, ohne dass es den Druck verspürt, den du gerade mit dir trägst, dann wäre der Morgen vermutlich anders verlaufen bzw. hättest du am Vorabend bereits damit beginnen können, mehr in Balance zu bleiben, wäre die Nacht vermutlich nicht unruhig geworden, und du hättest nicht verschlafen. Aber was ist am einfachsten? Wir geben die “Schuld” dem Kind, dass es nicht richtig geschlafen hat, und du deshalb verschlafen hast. Es ist immer einfacher, sich selbst als Opfer zu betrachten, anstatt die Fehler bei sich selbst zu suchen.

Eine kleine Übung:

Wenn du merkst, dass dein Kind in einem bestimmten Moment nicht das tut, was du von ihm möchtest, halte inne und überlege, ob der Übeltäter vielleicht bei dir selbst liegen könnte. Notiere dir die Situation und schau in den nächsten Tagen und Wochen, ob sich diese Dinge wiederholen. Je nach Häufigkeit sitzen die Ursachen bei dir mehr oder weniger tief. Dann hast du zumindest einen Anhaltspunkt, wo du beginnen kannst, an dir selbst zu arbeiten. Dafür kannst du dir natürlich auch Unterstützung holen. Schau dich dazu gerne mal auf unserer Lernplattform um oder kontaktiere uns gerne für mehr Infos.

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